Welche Merkmale ihrer Organisation spielen laut Verhandlungsexpert:innen bei der Tarifverhandlung selbst und für die Kommunikation nach außen eine Rolle?

„Wo Medien eine Rolle spielen, ist natürlich in der Multiplikatorfunktion, die eigenen Leute zu erreichen. (Wir haben) Millionen Mitglieder, wir haben (…) tausend tarifgebundene Unternehmen – Pi mal Daumen. Die können wir nicht alle jeden Tag anrufen.“ (PR-Experte/in auf Arbeitgeberseite)

 

Die spezifischen Merkmale einer Organisation, wie Größe oder Heterogenität der Mitgliederbasis spielen für den Umgang mit Medien und Öffentlichkeit eine Rolle. Je mehr Mitglieder eine Organisation hat und je unterschiedlicher diese sind, desto mehr ist man auf die klassischen Massenmedien als Vermittler von Informationen angewiesen.

 


Welche Rolle Öffentlichkeit während der Verhandlung spielen kann, hängt von verschiedenen Aspekten ab: So nimmt beispielsweise gegen Ende der Verhandlungen die Bedeutung tendenziell zu, weil ein am Verhandlungstisch erzielter Abschluss bei den Mitgliedern beider Seiten legitimiert werden muss und man dafür zumindest teilweise öffentlich kommunizieren muss.

Für den Umgang mit der Öffentlichkeit sind insbesondere auch die spezifischen Merkmale der jeweiligen Gewerkschaft oder des Arbeitgeberverbands relevant. Die Größe und Heterogenität der Mitgliederbasis ist maßgeblich dafür, welche Kommunikationsoptionen zur Verfügung stehen. Je mehr Mitglieder eine Organisation hat und je unterschiedlicher diese sind, desto mehr ist man auf die Massenmedien als Vermittler von Information angewiesen. Diese öffentliche Kommunikation birgt jedoch Risiken, da die Möglichkeiten beschränkt sind, Informationen richtig zu stellen.

Man befindet sich hier also in einer Art Dilemma: Einerseits ist man angewiesen auf die Reichweite der medialen Vermittlungsleistung, andererseits fürchtet man aus Mangel an Kontroll- und Korrekturoptionen eine ungünstige Darstellung. Auch der Kommunikationsstil unterscheidet sich je nach Zielgruppe: Während in der Ansprache der eigenen Mitglieder Emotionen eine wichtige Rolle spielen würden, werde im Informationsaustausch mit Journalist:innen Wert darauf gelegt, dass gute Sachargumente an erster Stelle stehen.

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